Schwierigkeiten mit der Keimung 2016
Selten habe ich so ein unterschiedliches Keimverhalten wie in 2016 erlebt und ich habe keine befriedigende Erklärung warum die Pflanzen so unterschiedlich kommen. Folgendes habe ich beobachtet:
Einige Tomatensorten sind Anfang März sehr schlecht aufgegangen und ich habe sie drei Wochen später wieder ausgesäht. Der selbe Jahrgang und dieselbe Ernte.
Trotz gleicher Anzuchtbedingungen im Kleingewächshaus, gleichem Saatgut gleichen Jahrganges, gleichmäßigen Wässerns, gleichgroßer Anzuchtgefäße sind ein paar Sorten entweder gar nicht oder sehr gut aufgegangen. Bei einigen Bildern meiner Gallerie sehen Sie sehr unterschiedlich große Pflanzen in einem Topf. Bei fast allen Sorten hat sich die Keimung über vier Wochen hingestreckt. Das heißt ich habe die größten Pflanzen schon einmal getopft und 3 - Wochen später die ganzen Nachzügler.
Viele meiner Kunden berichten mir von einer sehr zögerlichen Keimung oder einer sehr schlechten. Ein schwacher Trost ist auch das Saatgut von anderen Herkünften auch schlecht gekeimt ist. Viele berichten aber auch von einer guten Keimung. Besonders schlecht sind einige meiner Paprikasorten und Auberginen gekeimt. Gut keimten dieses Jahr meine Gurken.
Da ich auch viele Tomatenkerne verschickt habe und über wunderbare Keimquoten von über 90% berichte beunruhigt mich dieses auffallend schlechte Keimverhalten. Ich verstehe alle, die über die schlechte Keimung "meines Saatgutes" frusttriert sind und mir bleibt einfach die Transparenz zu berichten wie es mir geht.
Doch ich beobachtete einige Widersprüche bei den unten genannten Ursachen für schlechte Keimungen:
-Schlechtes Saatgut:
Natürlich bin ich über das schlechte Keimverhalten sehr beunruhigt. Doch warum keimt dieselbe Sorte, der selbe Jahrgang aus derselben Ernte einmal sehr gut und einmal sehr schlecht? Das habe ich z.B. bei Feuerwerk, Lämpchen, Elfin, Bulgarischer Ochsenherz, Kasachstan Haefele beobachtet. Paprika Bujahn keimte sonst immer sehr gut, dieses Jahr war es mehr als spärlich... Dafür kamen der Tomatenpaprika und die sonst so wärmebedürftige Thai Long Green Aubergine oder der Chili Pequin Miniature sehr gut. Chili Sigaretta keimte in roten Töpfen sehr gut in lilafarbenen wollte er nicht keimen. Wenn das mal nicht glaubwürdig ist...
Warum keimen manche Sorten bei meinen Kunden gut und bei mir nicht? Und umgekehrt ?
Wenn ich aus dem Versand die Meldung bekomme das manche Sorten nicht keimen, teste ich die Saatgutportionen. Meistens bin ich froh das sie doch keimen....
- zu kalte Temperaturen:
Ich hatte zur Keimung tagsüber Temperaturen von 20 -25°C und Nachts 12 -18°C.
Zu kalt dürfte es nicht gewesen sein, denn unter ähnlichen Bedingungen keimten die Tomaten bei mir und bei Kollegen in der Vergangenheit sehr gut.
- zu wenig Licht:
Im Gewächshaus - wohl kaum.
Selbst im relativ dunklem Wohnhaus am Küchenfenster keimten die Tomaten in meinen ersten Anbaujahren 2000 -2009 bei mir sehr gut und innerhalb von 1 Woche waren die Pflanzen aufgegangen.
-Schlechte Erde, schlechte Sandabdeckung:
Ich dachte das es vielleicht an meiner Sandabdeckung liegen kann. Das Material aus dem Baumarkt ist keimfrei und hat vielleicht irgentwelche Zusätze die die Keimung unterdrücken. Doch um diesen Verdacht zu bestätigen sind einige Sorten einfach zu gut und zu schnell aufgegangen. Dasselbe gilt auch für die Aussaaterde.
-Unregelmäßige AussaatenDas passt bei mir. Ich konnte noch nie gleichmäßig aussähen. Doch nach wie vor kann ich ja die Samen im Topf sehen. Nicht keimende Samenkörner verotteten dieses Jahr nicht, sie quellen etwas auf, kommen aber nicht zur Keimung.
-Nicht zum passenden Mondtag aussgesät...
Jahrelang hatte ich stets an Fruchttagen des Mondkalenders nach Maria Thun ausgesäht: mal mit guten- mal mit schlechtem Erfolg. Ein Mondexperte bin ich nicht...
Dann habe ich einfach ausgesäht wann ich Zeit hatte und mich nicht nach den Mondtagen gerichtet - wieder mal mit guten-, mal mit schlechten Erfolg.
Warum keimte diesselbe Sorte (Feuerwerk) aus dem gleichen Erntegang mit gleicher Erde und zur selben Zeit ausgesäht in einem Topf zu 95 % nach 2 Wochen und im anderem Topf erst nach 4 Wochen zu 60%. Die Töpfe standen gerade einmal 80 cm auseinander, auf gleicher Höhe und ich habe ebenso gleichmäßig gegossen....
Ich habe bei sehr vielen Sorten wie Johannisbeertomate, Freude, Ernteglück, gelbe Cocktail etc., beobachtet das sie im Verlauf von 4 Wochen nach und nach keimen.
- Wetterkapriolen? Elektrosmog???, Kosmische Turbulenzen ? Schlechte Tagesverfassung?
keine Ahnnung. Manches ist mir einfach zu esotherisch, Anderes kann ich nicht wirklich beurteilen.
Ich sehe das es weitaus mehr Faktoren bei der Keimung zu berücksichtigen sind als ich es bisher annahm.
Die bisher einzige Erklärung die mir bleibt: Mit dem sehr zögerlichen Wetter wissen die Tomaten nicht wann sie am besten keimen und "beschließen" eine Art Risikoteilung und keimen unterschiedlich. Ich erkläre mir das an den völlig unterschiedlichen Pflanzgrößen in den Aussaatöpfen, siehe Bild mit Liguria Tomaten.
Die absolute Kälteperiode im April wäre ja eine Erklärung. Ich habe auch kaum Lust draußen zu wirken und kann die Tomaten gut verstehen. Letztes Jahr 2015 war ja der April sommerlich warm. Ich werde spaßeshalber noch einmal Anfang Mai meine schlecht gekeimten Auberginen- und Paprikasorten als Keimprobe aussähen. Alleine um zu sehen wie mein Saatgut reagieren wird. Ich habe keine Lust leere Hüllen zu verteilen...
"Mein" Tipp für Sie nach meinen diesjährigen Aussaaterfahrungen:
Sähen Sie nicht alle Körner einer Portion auf einmal aus und rechnen Sie mit einigen noch unbekannten Widrigkeiten.
Keimen die Körner nach zwei Wochen nicht, sähen Sie noch einmal aus, zur noch noch ein Zweites Mal. Meine Portionen waren mit 12 -20 Korn so bemessen das zumindest 10 Körner kommen sollten. Für den Versand 2016 plane ich größere Portionen, damit Sie wie die Pflanzen eine Risikostreuung machen können. Wenn Sie zuwenige Pflanzen von Ihrer Lieblingssorte haben, können Sie diese im Juni locker über Stecklinge vermehren.
Gewinnen Sie von den Sorten, die in Ihrem Garten am besten wachsen eigenes Saatgut. Legen Sie sich ein eigenes Saatgutarchiv an, egal wie intensiv Sie gärtnern wollen.
Ich schätze das das Wetter immer wechselhafter werden wird. Die Naturkreisläufe spielen immer mehr verrückt - besser gesagt sie werden verRÜCKT GESPIELT. Klimawechsel sind in der Erdgeschichte relativ normal. Wir hatten viele relativ unbeschwerte Gartenjahre. Jetzt wird es wieder etwas ungemütlicher....
Die Folge im Selbstversorgergarten werden unter anderem mehrfache Aussaat- und Pflanzzeiten sein. Jahrhunderte alte Gartenbauregeln verlieren ihre immer öfter ihre Gültigkeit. Wir müssen künftig Pflanzen vor intensiver UV Strahlung schützten und uns auf neue Schädlinge einstellen müssen. Es ist besser einen Plan B, C und D zu haben. Wenn alles glatt läuft - umso besser, dann freuen wir uns. Falls nicht haben wir uns zumindest etwas vorbereitet....