Passende Tomatensorten finden

Bezug von Pflanzen und Saatgut

Zunehmend wird das Saatgut in Form von Hybriden angeboten. Diese versprechen eine üppigere und gleichmäßigere Ernte. F1- Hybriden sind nichts Schlechtes und haben viele Vorteile wie Gleichförmigkeit, gute und halbswegs planbare Ernten. Es gibt viele schmackhafte Hybriden. Hybriden sind bis auf wenige Ausnahmen deutlich besser für den größeren Anbau gedacht. Kaum ein Profianbauer wird unter den heutigen starken Marktanforderungen alleine nur auf samenfeste Sorten bauen. Das erklärt warum unser Handelsangebot fast nur aus Hybriden besteht. Ich bin gespannt ob Hybriden mit den derartigen extremen Wetterlagen weiterhin gut auskommen werden oder ob sie dafür noch mehr auf eigene Ökosystheme wie Hightec Gewächshauser angewiesen sein werden.  Die Früchte wird es im Handel geben und wir können diese ganz ohne Samenpulerei genießen....
Im Hausgärten sieht die Sache anders aus.  Es macht Spaß, das anzubauen, was es noch nicht überall zu kaufen gibt. Hybriden sind nicht nachbaubar und im Saatgutpreis oft deutlich höher. Auf den Saatgutpäckchen muss der Zusatz F1-Hybride laut gesetzlicher Vorschrift vermerkt sein. Sortennamen ohne weitere Kennzeichnung wie beim roten Tomate ‚Hellfrucht’, ‚Matina’ oder ‚Roma’ sind nachbaubar und eigene Experimente lohnen sich in Bezug auf Vielfalt und Geschmack. Um eine samenfeste Sorte dauerhaft gesund und sortenecht zu erhalten braucht es mehr an Platz, Zeit und speziellen Züchterkenntnissen. Es gibt Züchter wie die Bingenheimer Saatgut AG, Bernd Horneburg mit CULINARIS (http://www.culinaris-saatgut.de/) und Nutzpflanzenerhalter (siehe unten genannte Adressen)  die konsequent nachbaubare Sorten vermehren und weiterentwickeln.
Bei Reisen lohnt  es sich in gärtnerischen Fachhandlungen nach seltenen Sorten um zusehen. Gerade in Italien, Frankreich oder Spanien ist selbst in Gartencentern ein breites Angebot interessanter Sorten zu finden. Der eifrige Sucher wird sogar oft mit größeren Portionen und günstigeren Kaufpreisen belohnt als es hierzulande üblich ist.  Allerdings sind diese Sorten nicht immer an unser raueres Klima angepasst, der Ertrag oder Geschmack können sich stark von den Eigenschaften im Ursprungsland unterscheiden.   Ein Versuch ist es trotzdem wert.

Trotz aller Werbung für die Hybriden sind  gerade die ‚echten’ Sorten  mit ihren abwechselungsreichen Eigenschaften sehr gut  für den Hausgarten geeignet und manche bringt unter einfachen Wachstumsbedingungen ein besseres Ernteergebnis als die  hoch gezüchteten Artgenossen aus den Laboren.

 

Pflanzenmärkte

Auf zahlreichen Pflanzenmärkten werden immer öfter unterschiedliche Tomatenjungpflanzen angeboten. Die Sortenechtheit und Pflanzengesundheit sind natürlich bei den erwachsenen, fruchttragenden Pflanzen am besten zu erkennen.

Selbst wenn die Pflanzen im Verhältnis zum Samenpäckchen teuerer sind lohnt sich ihr Kauf weil die zeitaufwendige Anzuchtsarbeit wegfällt.  Allerdings sollte man sich zuvor absichern ob es sich um eine nachbaubare Sorte und nicht um eine Hybridform handelt. Im Gegensatz zum Saatgut haben Pflanzen keine Deklarationspflicht.

 

Breites Angebot an Liebhabersorten

Erfreulicherweise gibt es ein breites Angebot von ausgefallenen Tomatensorten unter Liebhabern. Die seltenen Schätze sind überwiegend auf Spezialmärkten, Tauschbörsen oder im Internethandel zu finden. Für Tomatenliebhaber und solche die es werden wollen gibt es viele interessante und detaillierte Internetforen und Sortendatenbanken.

Neben Anbauhinweisen werden oft detailliert Sorten beschrieben. Es lohnt sich immer eine Sorte unter mehreren Foren und Anbietern zu vergleichen und ebenso die Klimaregion des Beschreibenden herauszufinden.  In Bezug auf Fruchtgröße, Erntezeitpunkt und Pflanzenhöhe unterscheiden sich oft die Angaben erheblich, da diese Faktoren gerade von der lokalen Witterung abhängig sind.

Seltene nachbaubare  und gartenwürdige Tomatensorten werden von Nutzpflanzenerhaltungsorganisationen wie Arche Noah in Österreich, Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) und Freie Saaten in Deutschland oder Pro Spezia Rara in der Schweiz sortenecht erhalten und angeboten. 

Glücklicherweise gibt es auch einige professionelle Züchterbetriebe wie Bingenheimer Saatgut AG, Reinsaat® oder Dreschflegel, die konsequent und ausschließlich nachbaubare Sorten anbauen und passend für unsere klimatischen Verhältnisse weiterentwickeln.

Die auf den ersten Blick so einfache Arbeit der Saatgutgewinnung setzt viel Wissen und lebendige Erfahrung voraus.

Nicht selten entwickelt sich eine verführerisch klingende Sorte im eigenem Garten zu  etwas völlig anderem und im schlimmsten Fall zu einem Flop. Häufig sind die Sorten verwechselt, verkreuzt oder das Saatgut selbst ist zu alt oder von schlechter Qualität. Unbewusst können sich sogar einige Krankheiten wie verschiedene Viren in den eigenen Bestand einschleppen. Der Hinweis „frei abblühend“  beschreibt den Anbau ohne Isolierschutz und ist gegenüber dem Kunden ehrlich.  (siehe Bezugsquellen).

 

Probieren geht über studieren

Da jeder Garten seinen eigenen Mikrokosmos in Form vom lokalem Klima, seiner Lage, den Bodenverhältnissen, vorhandenen Pflanzenbewuchs und den ganz privaten Vorlieben seines Besitzers hat, ist auch hier individuelles Probieren, testen und anpassen gefordert.  Oft keimt das selbstgewonnene Saatgut besser als neu hinzu gekommenes, unabhängig von dessen Qualität.

Nicht zuletzt muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen, da es schlichtweg keine allgemein gültigen Standartvoraussetzungen und pauschalen Gebrauchsanweisungen für das Pflanzenwachstum im eigenem Garten gibt.