Herbizidschäden an Tomaten

In Kürze:

Schädigung durch Herbizideinsatz insbesondere Roundup:   
Tomaten reagieren sehr empfindlich auf Roundup und Co.  Es reichen winzigste Partikel der Spritzbrühe,
die mit der Luft / Abdrift  an die Pflanzen kommen, um sehr schnell Blattverkrüppelungen und gestauchtes Wachstum hervorzurufen.   
Für massive Wuchs- und Ernteschäden reichen auch die mit Herbiziden kontaminierten Böden bzw. Anzuchterden.
Ein Hoffnungsschimmer breitet sich aus: Der Einsatz von Glyphosphat, der Wirkstoff des Herbizides Round Up,
ist seit 1.07.2015 in Rheinland-Pfalz verboten. Link.

Etwas Ausführlicher:

Letztes Jahr erlebte ich in einen meiner Gärten an meinen Topftomaten eine böse Überraschung.  Die noch vor einer Woche so prächtig entwickelten Pflanzen zeigten massig dicke verküppelte Blätter und gestauchte Triebe. Die Ursache lag in einer Herbizidanwendung auf dem Nachbargrundstück. Dort wurden in Abstand von 5 -10 Metern Wege mit einem Herbizid gespritzt und dank Abdrift kam genug Gift über die Grenze. Bereits winzige Partikel des Herbizides in der Luft reichen aus eine Tomatenpflanzen für eine ganze Saison stark zu schädigen. Die Ernte für diese Saison ist gelaufen, die Pflanze bildet verformte Früchte, die zwar schon noch genießbar sind aber einen faden Beigeschmack haben...
Viele Jahre zuvor erlebte ich eine absolute Mißernte  als ich unwissentlich auf kontaminierten Boden Freilandtomaten anzog. Ernte und Saatgut waren in diesem Jahr unbrauchbar. Selbst wer den gesetzlich vorgeschriebenen Wartefrist  nach der Pflanzenschutzmittelanwendung einhält ist vor bösen Überraschungen nicht sicher.

Mich machte die Dummheit und Ignoranz einfach nur resigniert und traurig, denn zugunsten eines kurzfristigen Ergebnisses (schöner SAUBERER Kiesgarten, Weg) werden Boden, Pflanzen Tieren und am Ende auch wir geschädigt. Doch die meisten Menschen sind sich ihrer Handlungen nicht bewußt. Sie wollen Zeit und Kraft sparen und haben nur ihr Ziel eines gepflegten Gartens im Auge.
Nachdem mich heute eine Anfrage per e-mail mit einem ähnlichen Schadbild erreichte halte ich es jetzt an der Zeit darüber zu schreiben.

Zurück zu den geschädigten Topftomaten:

  • Ein Virus kam nicht in Frage, obwohl virusbefallene Pflanzen ähnliche Symptome zeigen können.
  • Virosen schädigen relativ langsam, im Lauf von mehreren Tomatengenerationen die Pflanzen.
  • Virosen werden durch Berührung, über das Saatgut sowie über stechende und Saugende Insekten wie Blattläuse,  verbreitet.
  • Bei der Saatguternte achte ich darauf nur von Früchten gesunder Pflanzen das Saatgut zu nehmen.
  • Deutlich schneller wirken Herbizide als Ursache der Wuchsdeformationen.

 

Von wegen Aufgeräumt...

Die deutsche Übersetzung für "Roundup" heißt  "Aufgeräumt". Das glyphosphathaltige Mittel ist eine perfekte Problemlösungsoption für ordnungsbewusste oder überlastete  Haus- und Grundbesitzer. Sie wollen alles übersichtlich und aufgeräumt haben oder besitzen einfach nicht mehr die Kraft oder Zeit zum Arbeiten. Das Mittel wird seit ein paar Jahren in überaus handlichen Einwegspritzen angeboten. Es wirkt harmlos und verspricht eine schnelle Lösung.  Das konstante Grundbedürfnis der Kunden ist das sie alles im Überblick behalten wollen. 
Hemmungslos wachsende Pflanzen wirken bedrohlich oder machen die Anlage in ihren Augen ungepflegt. (Wie sieht das wohl in manchen menschlichen Seelen aus? ) Da muss Abhilfe her zur Herstellung von Ordnung und Sauberkeit.  Ich frage mich wirklich ob harmloses pflanzliches Leben derart kontrolliert werden muss oder nicht die ein oder andere Blüte menschlichen Kontrollwahnes sanft zu korrigieren wäre.


Obwohl heute viele auf der Biowelle mitschwimmen wollen und jeder erzählt wie ökologisch er lebt sehe ich in den Pflanzenschutzabteilungen der Gartencenter/Baumärkte und in den Gartenanlagen eine andere Realität.
Ich weiß das diese Mittel nach wie vor im Einsatz kommen um Wege und die neuen „Steingärten“ bzw. „Geröllgärten“ sauber zu halten.  Das Zupfen von Unkraut ist im Kiesgarten viel Zeitaufwendiger als in normaler Erde. Nicht zu vergessen sind Wege, Hof und Terasse.
Nicht jeder Kunde ist (verständlicherweise) bereit den Mehraufwand zu zahlen. Und im körperlich anstrengenden Beruf des Gärtners kommt eine Erleichterung wie gerufen.
Also - "Her mit der Spritze"! Stauden und Gehölze stecken einfach mehr weg als empfindliche Tomatendiven....

Diese Einstellung kenne ich aus meiner früheren Tätigkeit in der Gartenpflege. Auch ich wußte in meinem früheren Gärtnerleben einmal Herbizide wirkungsvoll anzuwenden doch ich gab aber ihren Einsatz rasch auf.
Außerdem steht Glyphosphat im Verdacht beim Menschen Krebsauslösend zu sein. Wenn das kein Argument für eine wirklich grüne Zukunft ist.
Abgesehen von den Schäden der Mittel in der Natur stecken wirklich robuste "Unkräuter" wie Ackerwinde, Ackerschachtelhalm, Distel, Giersch, Quecke, Roter Hornsauerklee den raffiniertesten Einsatz verschiedenster Herbizide gut weg. Nach dem Motto "Alle Jahre wieder"  kommen diese äußerst robusten Pflanzen wenige Monate wieder hoch.   Ein kluger Reperaturmechanismus von "Mutter Natur"....
Der Einsatz von Herbiziden ist nach meiner Erfahrung weder Ökologisch noch Ökonomisch sinnvoll.